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Die Welt der Sulfate

Shampoo – Eine Erfolgsgeschichte seit 1903

Um einen kurzen Blick in die Entwicklungsgeschichte des Shampoos zu werfen, muss man einen Abstecher in die Ursprünge der Kosmetik machen. Sie ist nämlich keine Erfindung der letzten 100-200 Jahre. Sie existiert fast so lange, wie es Menschen auf unserer Erde gibt.

Von Beginn an war Kosmetik für Männer und Frauen gleichermaßen wichtig. Das schließt neben der pflegenden Kosmetik auch die dekorative mit ein.

Aber bleiben wir bei der Haarpflege. Ihre Geschichte ist lang, sehr lang sogar. Wir wollen jetzt nicht zu tief in die einzelnen Epochen abtauchen und auch die einzelnen Rezepturen und Formulierungen nicht ausführen. Sie werden bei der losen Auflistung der Ingredienzien feststellen, dass neben zahlreich bekannten Inhaltsstoffen, die auch heute noch in Kosmetikprodukten zu finden sind, früher einige abstruse und sehr gefährliche Stoffe verwendet wurden.  

Tenside seit Jahrtausenden ein Thema 

Einige dieser „Haarpflegeprodukte“ wurden in Küchen, bzw. Kochstellen, nach Rezept gekocht und zusammengerührt. Zur Nachahmung ist dies nicht empfohlen. Irgendwann nahm Seife am Stück dann einen begehrten Platz zur Haarwäsche ein, und die Entwicklung von Haarpflegeprodukten nahm ihren Lauf. Entwicklung auch durch Lernen aus der Vergangenheit.

Ein kleiner Überblick in loser Reihenfolge über die Zutaten, die zur Haarpflege eingesetzt worden sind:

Seifenkraut, Eiweiß, Apfelessig, parfümierte Essige, Kamillentee, Galläpfel, Eicheln, Eichenrinde, Wein, Eisen, Ätzkalk, Öle - z.B. Mandelöl + Rizinusöl, Weinreben-Asche, Natron, Gerbsäuren, Alaun, Eier, Quecksilber, Kräuter, Eidechsenfett, Oliven, Zitronen, Bienenwachs, Brandtkalk, Orpiment, Kernseife, Rosmarinwasser, Nessel, Minze, Weihrauch, Leinsamen, Safran, Kümmel, Arsen, Henna, Ziegenmilch, Ulmenrinde, Weidewurzel, Schilfwurzel, Brennnessel, Minze, Thymian, Zwiebelschalen, Cognac, Eigelb, Bier

Tenside spielen in dieser langen Geschichte eine bedeutende Rolle, denn auch unseren Vorfahren und Vorfahrinnen aus längst vergangenen Zeiten war schnell klar: Mit Wasser allein ist es nicht getan. Es mussten Zutaten und Inhaltsstoffe gefunden werden, die wirklich reinigen konnten. 

Saponine haben dabei eine Art Vorreiterrolle inne. Seit Jahrtausenden sind ihre Reinigungseigenschaften bekannt und finden daher auch heute immer noch Verwendung. Saponine sind natürliche, pflanzliche Tenside, die aus Bäumen und Pflanzen gewonnen werden können. Ab ca. 2500 v. Chr. kam die Kategorie der gezielt hergestellten Tenside hinzu. Die in Mesopotamien lebenden Sumerer fingen an, Seifen aus pflanzlicher Asche, tierischer Asche und Holzasche herzustellen.  

Seife sollte nicht das Ende der Entwicklung sein 

Wenn es um die reine Reinigung der Haare geht, dann hat die damals weitverbreitete Kernseife durchaus ihren Dienst getan. Sie löste Schmutz, Fett, Staub und Öle vom Haupt, sorgte für saubere Haare und entfernte unangenehme Gerüche. Schön waren die Haare nach der „Behandlung“ jedoch nicht. Mitverantwortlich waren Kalkablagerungen, die den Haaren schwer zu schaffen machten. Der alkalische pH-Wert der Seife tat sein Übriges. Abhilfe: Viel Bürsten und, wer es sich leisten konnte, spülte sein Haar mit sauren Essenzen nach.

Wer ganz viel Zeit, Muße und Geld hatte, gönnte seinem Haar alle 14 Tage eine extravagante Mischung aus Cognac und Eigelb, um es zum Glänzen zu bringen. Überliefert wurde diese Mixtur übrigens von keiner Geringeren als Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898). Besser bekannt ist die Gattin von Kaiser Franz Joseph als Sisi. „Ich bin die Sklavin meiner Haare“, soll sie einmal gesagt haben. Wenn man bedenkt, dass sie zusammen mit der persönlichen Hoffriseurin Fanny Feifalik angeblich bis zu 3 Stunden täglich für die Haarpflege aufgewendet haben soll, kann man erahnen, welchen Stellenwert die Haare hatten.

Es sollte bis zum Jahr 1903 dauern, bis es zu einer wirklichen Innovation kommen sollte. 1903 hatte dabei einiges zu bieten. Es war das Jahr, in dem Miele die erste Oberpendel-Waschmaschine auf den Markt brachte, Harley-Davidson gegründet wurde, bei Ford das erste „Modell T“ vom Band lief oder die Gebrüder Wright den ersten gesteuerten Motorflug absolvierten.

Shampoo aus der Tüte 

Und es war das Jahr, das dem Thema Haarreinigung einen völlig neuen Schwung verpasste. Für 20 Pfennige pro Tüte war es fortan möglich ein Haarshampoo in Pulverform zu kaufen. Dieses neue Pulver wurde lediglich in Wasser aufgelöst und dann auf das Haar aufgetragen. Fertig war die erste „All In – Waschlösung“ für Haare. Verantwortlich dafür: Hans Schwarzkopf. Das Logo seiner Produkte ist Ihnen mit Sicherheit ein Begriff. 

Hans Schwarzkopf trieb die Entwicklung weiter voran. Bereits 1927 sorgte er wieder für Aufsehen. Das erste flüssige Shampoo eroberte den europäischen Markt. 1933 folgte eine Weltneuheit. Mit „Onalkal“ brachte Schwarzkopf ein seifenfreies / alkalifreies Shampoo auf den Markt. Der Weg zu den heute erhältlichen Produkten war geebnet. 

Mit Beginn der 1930er Jahre begann die chemische Industrie anionische Tenside im industriellen Maßstab zu entwickeln. Zu ihren ersten Einsatzorten zählten Shampoos. Mehr zu Tensiden und Sulfaten gibt es hier.

Heutzutage Auswahl für alle Bedürfnisse und Vorlieben 

War in der Anfangszeit die Auswahl sehr begrenzt, wuchs die Anzahl an verfügbaren Shampoos auch stetig mit den wissenschaftlichen Kenntnissen zu den Themen „Haare & Kopfhaut“. Egal ob Sie Schuppen haben, unter zu fettiger Kopfhaut leiden oder gefärbtes Haar haben. Für nahezu jeden Verbraucher und jede Verbraucherin gibt es das passende Shampoo. Die Kunden und Kundinnen suchen zunehmend nach Produktlösungen, die sowohl Vorteile für das Wohlbefinden als auch innovative Texturen bieten. Sie wollen mehr Volumen? Kein Problem. Auch hier haben Produktformulierer die passenden Lösungen gefunden.

Die Geschichte der Kosmetik ist lang 

Man könnte meinen, Kosmetik sei eine Erfindung der letzten 100 Jahre. Dabei gibt es sie fast so lange, wie es Menschen gibt.

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Nicht nur das gute Aussehen der Haare spielt eine große Rolle. Auch das Thema Haar- und Kopfhautgesundheit. Mikroproteine zum Beispiel haben ihren Weg in die Zutatenliste diverser Haarpflegeprodukte gefunden. Diese sind aufgrund ihrer kleinen Größe in der Lage, tief in das Haar einzudringen, mit den Haarstrukturen eine Wechselwirkung aufzubauen und diese so zu stärken. Weiter sind diese Proteinhydrolysate durch ihre antioxidative Wirkung in der Lage, freie Radikale, die das Haar schädigen würden, abzufangen. 

Wir wollen aber in dieser Entwicklungsgeschichte die Sulfattenside nicht vernachlässigen. Im Hinterkopf immer, dass in den Anfängen des „Shampoozeitalters“ das Reinigen Priorität hatte. Hautverträglichkeit, sensorische Eigenschaften, Nachhaltigkeit in der Verarbeitung oder generelle biologische Abbaubarkeit fanden noch keine elementare Berücksichtigung. Sulfattenside taten ihren Dienst, sie reinigten. Und das auf eine Art und Weise, die ihresgleichen suchte. 

Es kommt ein weiterer großer Pluspunkt gegenüber der Kernseife hinzu und kann ebenfalls als echte Innovation betrachtet werden: Im Gegensatz zu den klassischen alkalischen Seifen war man bei den Flüssigseifen auf Sulfatbasis in der Lage, den leicht sauren pH-Wert der Haut zu treffen, ohne Reinigungsleistung einzubüßen. Der Begriff pH-hautneutral rückte in den Fokus und hat bis heute nichts von seiner Bedeutsamkeit verloren. Noch immer werden Shampoos auf Sulfatbasis leicht sauer und damit pH-hautneutral eingestellt.

Shampoo gehört zu unserem Alltag 

Einige erinnern sich vielleicht noch: Früher war die Haarwäsche nicht immer angenehm. Denn auch wenn das Shampoo aus der Flasche kam und nicht mehr in irgendwelchen Küchen gemixt und gekocht werden musste, so war es dennoch recht scharf. Es brannte regelrecht in den Augen und man kratzte und rieb sich den eigentlich so schönen Schaum aus dem Gesicht. 

Dank Wissenschaft und Forschung muss das heute nicht mehr so sein. Zwar gehören die Sulfattenside mit den tollen Reinigungseigenschaften immer noch dazu, aber durch die Kombination verschiedener Tenside, der Hinzugabe verschiedener Pflege- und Inhaltsstoffen schaffen es die Hersteller, Produkte auf den Markt zu bringen, die a.) sehr gut säubern und b.) sehr angenehm zur Haut sind. Mit der richtigen Formulierung, sprich dem richtigen Rezept, werden die Sulfattenside sogar in Baby- und Kindershampoos verwendet, ohne für tränende Kinderaugen zu sorgen. Da nicht nur die Shampooformulierungen und -zusammensetzungen unterschiedlich sind, sondern auch die Empfindungen und Hautbedürfnisse der Menschen, kann es vorkommen, dass man das eine oder das andere Shampoo besser verträgt. Hier hilft manchmal selbst testen und probieren. 

Entwicklung geht weiter 

Neben den Wünschen der Kunden und Kundinnen sind es auch Regulierungsbehörden, die einen großen Einfluss auf die Produktentwicklung haben. Umweltschädliche Stoffe stehen auf dem Prüfstand und vor dem Verbot. Eine Tatsache, mit der sich BASF seit Jahren auseinandersetzt. Mit Erfahrung und Leidenschaft wird an Produkt-Lösungen geforscht und gearbeitet, damit sowohl der eigene Wunsch nach Nachhaltigkeit als auch eine hohe Produktleistung + Produktqualität bedient werden kann. Unsere Forscher/innen und Experten/innen analysieren ständig Trends und Verbraucherwünsche. Sie sind führend bei der Entwicklung neuer Formulierungen und unterstützen Hersteller in allen Fragen der Anwendungstechnik. 

Körperpflege soll nicht nur wirken, sie soll auch Spaß machen und Menschen ein rundum gutes Gefühl vermitteln. Shampoos machen hier keine Ausnahme. Und Tenside haben in Verbindung mit „brennen“ nur noch etwas in der Brandbekämpfung zu suchen. Denn hier löschen sie und ihr Schaum erfolgreich das Feuer.