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Die Welt der Sulfate

Blitzsauber und schäumend schön

Sie sind die Reinigungskräfte in der Körperpflege. Sie machen sauber, lösen Fett und Schmutz. Tenside und Sulfate. Schaumhaft schön.

Lässt man den Begriff Tensid fallen, macht es bei den meisten Menschen Klick. Man muss sich gar nicht sonderlich mit Chemie, Formeln und Formulierungen auskennen. Wenn es um Reinigung und das berühmte sauber machen geht, dann kommt man seit Jahrzehnten nicht an ihnen vorbei, an den Tensiden. Seife ist das wohl bekannteste Tensid und wahrscheinlich in jedem Haushalt vorhanden. 

Bei Tensiden handelt es sich um chemische Substanzen mit einem wasserliebenden (hydrophilen) und einem fettliebenden (lipophilen) Teil. Was bedeutet das? Öl und Wasser sind sich nicht ganz grün, sie mögen sich eigentlich nicht. Eine Verbindung der beiden kommt ohne Unterstützung nicht zustande. Denken Sie nur an ihr Spaghettiwasser. Träufeln Sie etwas Olivenöl hinein, dann tanzen diese Tröpfchen durchs Wasser, vermengen sich aber nicht. Oder betrachten wir die Oberflächenspannung des Wassers. Nehmen Sie ein Glas Wasser und legen einen typischen Schwamm auf die Wasseroberfläche. Er wird schwimmen und oben bleiben. 

Kommen jetzt Tenside ins Spiel und mischen sich ein, dann kommt Bewegung in die Sache. Ihre spezifische Struktur, hydrophilen + lipophil, macht die Tenside "oberflächenaktiv". Das bedeutet, dass sie zwischen zwei Phasen wie Öl und Wasser praktisch vermitteln und sich zu spezifischen Strukturen wie Mizellen organisieren. Diese Besonderheit verleiht ihnen einzigartige Eigenschaften. Ohne Tenside würden Shampoos nicht schäumen, nicht reinigen und Well-Aging-Cremes wären nicht stabil. 

Folgende Arten von Tensiden, auch waschaktive Substanzen genannt, gibt es. Sie unterscheiden sich in ihrer elektrischen Ladung: 

  • Anionische 
  • Kationische 
  • Nichtionische 
  • Amphotere

Die Arten unterscheiden sich auch in ihrem Schaumverhalten, ihrer Reinigungsleistung und der Hautverträglichkeit.

Wenn wir nun auf die Sulfattenside blicken, dann handelt es sich dabei um eine Untergruppe der Tenside. Sulfattenside sind anionische Tenside, da die Sulfatgruppe negativ geladen. Sie sind leicht ausspülbar und eignen sich bestens für den Einsatz in sogenannten Rinse-off Produkten. Die beiden Sulfattenside, die am häufigsten in Körperpflegeprodukten verwendet werden, sind SLS und SLES. 

SLS steht dabei für Natriumlaurylsulfat (englisch: Sodium Lauryl Sulfate) und SLES für Natriumlaurylethersulfat (englisch: Sodium Lauryl Ether Sulfate). Der hydrophile Anteil von SLES ist größer als der von SLS. Dies verleiht SLES Eigenschaften, die SLS nicht hat. Diese sind u.a. eine bessere Wasserlöslichkeit, bessere Hautverträglichkeit und eine geringere Beeinträchtigung durch Wasserhärte. 

Was macht Sulfattenside so besonders und so wertvoll? 

Sie bestechen ganz einfach gesagt mit ihrer hervorragenden Performance. Ihre Reinigungsleistung, zusammen mit der Fähigkeit der überzeugenden Schaumbildung lassen Sie zu perfekten Inhaltsstoffen für Kosmetikprodukte werden. Shampoos, Duschgel, Flüssigseifen – sie alle können auf die reinigende Wirkung der Sulfate bauen. Ohne Kompromisse. 

Ein Vorteil wird leicht vergessen. Schon eine geringe Mende Salz lässt das Produkt mit den Sulfattensiden eine veränderte Viskosität,  Zähflüssigkeit, an den Tag legen. Bedeutet im Umkehrschluss, dass weitere Inhaltsstoffe und die Zugabe von z.B. Verdickungsmittel nicht nötig sind. 

Nicht ganz unwichtig ist das Preis-Leistungs-Verhältnis generell und die Variabilität der Sulfattenside. Sie lassen sich leicht formulieren, da sie mit einer breiten Palette von Inhaltsstoffen kompatibel sind. Hersteller haben so zahlreiche Möglichkeiten, sehr stabile Formulierungen herzustellen. Stellt man dem sulfatfreie Tenside gegenüber, muss man sehen, dass diese Tenside für eine vergleichbare Leistung in einer wesentlich höheren Konzentration in das Produkt eingebracht werden müssen. Dadurch und durch andere, komplexere Herstellungsverfahren sind hier die Kosten auch höher anzusetzen.

Aber sind Sulfate denn nachhaltig? 

Ja, Sulfattenside sind nachhaltig. Erstens werden sie hauptsächlich aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen, wie z.B. Fettalkohole aus Palmkernöl und Kokosnussöl. So können beispielsweise nicht-ethoxylierte Sulfattenside bis zu 100% natürlichen Ursprungs sein. Das ist der Fall, wenn natürliche Fettalkohole eingesetzt werden. Außerdem kann das Palmkernöl, das häufig mit der Abholzung von Wäldern in Verbindung gebracht wird, auf nachhaltige Weise gemäß den Anforderungen des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) gewonnen werden. 

Der Produktionsprozess von Sulfattenside ist ebenfalls nachhaltig, da er wenig Abfall und geringe CO2-Emissionen verursacht. Auch reichern sich Sulfattenside nicht in der Umwelt an und sind leicht biologisch abbaubar.

Über mögliche Auswirkungen auf Gesundheit und Körper haben wir in einem anderen Artikel berichtet, auf ein Thema wollen wir aber nochmal eingehen. Auf das Thema Haarausfall. Da besonders im Haarshampoo Sulfate eine wichtige Rolle spielen, würden wir gerne einen Mythos entzaubern. Sulfattenside sind nicht verantwortlich für ausfallende Haare. Auch wenn es auf vielen Seiten und Blogs zu lesen sein mag, gibt es auch in diesem Fall keine wissenschaftlichen Belege. 

Neben der natürlichen Art des Haarausfalls gibt es weitere Arten, die mehr oder weniger schwerwiegender zur Geltung kommen. Zu nennen sind hier genetische, krankheitsbedingte und selbstverschuldete Gründe, weshalb Haare ausgehen und ausfallen können. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. listet weitere Ursachen auf: 

  • Stress 
  • Diät 
  • Fehlernährung über längere Zeit 
  • Begleiterscheinungen einer Krankheit (z. B. Infektionen, Psoriasis) 
  • Medikamente (z. B. Antibiotika) Chronische Krankheiten (z. B. Diabetes, Schilddrüsenerkrankung) 
  • Blutarmut 
  • Stoffwechselstörungen 
  • Krebs 
  • Vergiftungen 
  • Hormonelle Veränderungen 

Sie müssen ihr Shampoo mit Sulfattensiden also nicht tauschen, sollten Sie Angst vor lichter werdendem Haupthaar haben. 

Übrigens ist es nicht dieses eine Tensid oder dieses eine Sulfat, welches ein Kosmetikprodukt ausmacht. Oft werden verschiedene Tensidsysteme eingesetzt, um die gewünschte Leistung zu erzielen. Bei all den Angeboten auf dem Kosmetikmarkt und bei all den Alternativen findet jeder das für sich passende Produkt.

Probieren geht über studieren. Aber denken Sie dran: Sulfate sind weitaus besser als ihr Ruf.