EN | DE

Die Welt der Sulfate

Kosmetische Produkte „Frei von“ sind seit Jahren In

Trends sind ein spannendes Thema. Mit Blick auf wiederkehrende Modetrends zuweilen sogar lustig und amüsant. Stichwort „Schulterpolster“. Oder erinnern Sie sich noch an die Frisur Marke „Vokuhila“? Etwas ernster ist es da mit den Trends in der Kosmetikbranche. Hier spielen nämlich auch die Themen Verbrauchersicherheit, Umwelt und Informationsbeschaffung eine große Rolle.

Einige Trends in der Kosmetikbranche haben sich längst etabliert. Sie sind heimisch geworden. Auf der ganzen Welt. Anti-Aging oder besser Well-Aging ist gekommen, um zu bleiben. Der Verzicht auf Plastik in Produkten setzt sich durch. Tierversuchsverbote für kosmetische Produkte und kosmetische Inhaltsstoffe wurden lange gefordert, sind seit vielen Jahren in immer mehr Ländern endlich implementiert. Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, es wird nach und nach zum Standard. An Beispielen mangelt es nicht. 

Es gibt verschiedene Gründe, warum Trends aufkommen. Da sind z.B. wirkliche Unverträglichkeiten. Menschen reagieren unterschiedlich auf Produkte, ohne dass dies bedeutet, dieses oder jenes Produkt sei giftig. Natürlich sollen Verbraucher und Verbraucherinnen dann auf den Inhaltsstoff, den sie nicht vertragen, verzichten. Die Hersteller arbeiten ständig an Alternativen und reagieren auf geänderte Ansprüche. Auf jeden Fall sind auch Umweltaspekte bei der Entstehung von Trends zu berücksichtigen. Oder aber auch die Gesellschaft an sich. Was macht und will die Mehrheit? Womit fühle ich mich wohl und sicher? All dies führt zu Wünschen und Trends. 

Pflegeprodukte werben für sich mit Labels, die wir bereits aus der Lebensmittel- und Modebranche kennen: „fair“, „bio“, „alkoholfrei“ oder „vegan“. Die Produktversprechen reichen von rein pflanzlich und biologisch abbaubar, bis zum Verzicht auf Duftstoffe und Konservierungsmittel. Damit trifft Clean Beauty den Zeitgeist vieler Konsumenten und Konsumenteninnen. Aber schon die Bezeichnung „Clean Beauty“ sorgt bei vielen Verbrauchern für Verunsicherung. Bedeutet es, dass andere Produkte und Inhaltsstoffe „dreckig“ und schädlich sind? Dass dies nicht so ist, wissen eigentlich alle. Aber mitunter geht diese Gewissheit im Wust der Informationen und Meinungen unter.

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von sogenannten „Frei von“-Trends. In der Lebensmittelwelt sind es vor allem „Glutenfrei, laktosefrei, vegan + Zuckerfrei“, die als Claims die Regale im Sturm erobern. In der Kosmetik sind es die Forderungen nach Verzicht auf Silikone, Parabene, Mikroplastik und eben auch Sulfate. 

Was raus ist, ist IN 

Es wird zum Kauf angeregt mit Dingen, die nicht enthalten sind. Paradox, teilweise verständlich und berechtigt, teilweise aber auch nicht. Wo wir wieder bei den Sulfattensiden wären.

Trends wie Achtsamkeit, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit speisen das Bedürfnis nach Kosmetik mit reinen und natürlichen Inhaltsstoffen.

Oft wird suggeriert, dass Produkte ohne diese Inhaltsstoffe besser, sicherer und nachhaltiger seien. Und dies ist, picken wir uns die Sicherheit einmal raus, falsch. Produkte, die sie in den Regalen finden, die Sie kaufen können, sind umfangreich und fachkundig bewertet und für sicher befunden. Und unbehandelte natürliche Produkte sind nicht zwangsläufig besser als synthetische Produkte. 

Verbraucher und Verbraucherinnen sind in den letzten Jahren nicht nur umweltbewusster geworden, sie setzen sich auch viel intensiver mit diesen Themen auseinander. Im Bereich der Kosmetik bedeutet dies, dass Inhaltsstoffe hinterfragt werden, Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen ein Kaufkriterium darstellen und neben den eigenen Bedürfnissen, Natur und Umwelt stärker in den Fokus rücken. 

Im Prinzip sind dies alles positive Erscheinungen. Im Prinzip. Denn mit den immer größer werdenden Möglichkeiten sich zu informieren, kommt es leider auch immer häufiger zu Missverständnissen und Fehlinformationen. Sei es aus Unwissenheit, sei es aus reiner Meinungsmache heraus. Das Ergebnis ist in vielen Fällen: Unsicherheit. Zweifel, einen Inhaltstoff zu verwenden. Angst vor der chemischen Industrie und ihrer Produkte.

No Poo - Hauptsache ohne

Natürlich empfehlen wir den Einsatz von Shampoo & Co. zur passenden Pflege, aber: Viel Shampoo bedeutet nicht unbedingt ein besseres Ergebnis.

Zum Artikel

Es ist kompliziert 

Ganz ehrlich, wer hat sich schon einmal einen wissenschaftlichen Artikel zu einem bestimmten Inhaltsstoff durchgelesen? Artikel mit Versuchsaufbauen, Formeln und Fachbegriffen. Artikel, die Fachkenntnisse voraussetzen. Die Fachkenntnisse sind es schlussendlich auch, die zu einer fundierten Beurteilung führen. Vertrauen auf die Expertise spielt eine große Rolle. 

Vorschnelle Schlussfolgerungen sind nicht hilfreich. Wenn über das Gefährdungspotenzial gesprochen wird, muss man auch immer die Labor- und Testbedingungen berücksichtigen. Auch die getestete Menge samt der Dauer des Kontaktes und Anwendungsbedingungen hat einen großen Einfluss. Im Endeffekt muss alles richtig eingeordnet werden und in den passenden Zusammenhang gebracht werden. Eine Aufgabe für Experten, Expertinnen und Fachleute. Blogger/in, Journalisten/innen und Influencer/innen können dies in der Regel nicht leisten. Und das ist gar nicht böse gemeint. Aber nicht alles, was in den sozialen Medien verbreitet wird, ist auch fundiert. 

Womit wir nun wirklich bei den Sulfattensiden angekommen sind. Diese Schaumschläger im positiven Sinn, diese Problemlöser, die Schmutz und Fett keine Chance lassen. Schon in den 1930er Jahren fanden Sulfattenside Einsatz in Formulierungen für Kosmetik. Neben herausragenden Reinigungs- und Schaumeigenschaften hat sich erwiesen, dass Sulfattenside sicher in der Anwendung sind. Für Mensch und Umwelt ungefährlich, wenn nach Vorgabe und Bestimmung verwendet. Hier kommt die Dosis ins Spiel und damit auch die ersten Missverständnisse. „Dosis macht das Gift“ lesen Sie hier.

Sicherheit hat oberste Priorität 

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die sich mit dem Themengebiet der Sulfattenside beschäftigen. Besonders die beiden Sulfattenside Natriumlaurylsulfat (SLS) und Natriumlaurylethersulfat (SLES) wurden und werden genaustens beobachtet. Das CIR-Expertengremium hat mit der Veröffentlichung ihrer Sicherheitsbewertung in der Fachzeitschrift „Journal of the American College of Toxicology“ bestätigt, dass Natriumlaurylsulfat und Natriumlaurylethersulfat sicher sind, wenn sie in einem kosmetischen Produkt unter Anwendungsbedingungen verwendet werden.

CIR: Was ist das? 

Das CIR-Expertengremium (Cosmetic Ingredient Review), das Expertengremium für Sicherheit kosmetischer Inhaltsstoffe, wurde 1976 mit Unterstützung des U.S. Food and Drug Administration und der Consumer Federation of America von einer Organisation der chemischen Industrie ins Leben gerufen, dem heutigen Personal Care Product Council. Das CIR betont die in der Satzung verankerte Unabhängigkeit von der chemischen Industrie bei der Bewertung der Sicherheit kosmetischer Inhaltsstoffe. Dem Expertengremium gehören wechselnde Mitglieder an. Bei der Auswahl wird auf wissenschaftliche Kompetenz, fundierte Expertise in CIR-relevanten Bereichen, auf Ausgewogenheit der Fachrichtungen (z. B. Dermatologie, Toxikologie) und auf Fehlen jeglicher Interessenskonflikte Wert gelegt. Jährlich wird eine bestimmte Anzahl an in kosmetischen Produkten verwendeten Inhaltsstoffen neu überprüft und im Expertengremium diskutiert. Auch SLS und SLES wurden schon mehrfach beurteilt und als unkritisch bewertet. 

Wie kommt das CIR dazu, wo doch SLS und SLES in unverdünnter Form haut- und augenreizend sind? 

Folgende Erklärung darf dabei nicht ausgelassen werden: Die Reizungen, auch Irritationen genannt, sind eng verbunden mit steigender Konzentration und Kontaktzeit des Produktes. Ein Duschgel wird weitestgehend abgespült und enthält zusätzliche Inhaltsstoffe, die für die notwendige Milde sorgen. Und bekommt man das Shampoo doch mal versehentlich in die Augen, spült man es in der Regel sehr schnell wieder ab. Womit wir wieder bei der Sache mit der Dosis und dem Gift sind. Zudem ist zu berücksichtigen, dass manchmal auch Faktoren wie Zustand und Beschaffenheit der Haut und das Alter eine Rolle bei der Verträglichkeit spielen können. 

Um das Dilemma ein wenig zu verdeutlichen: Es gibt viele Menschen, die lieben Nüsse. Es gibt aber auch einige Menschen, für die der Verzehr selbiger eine Gefahr darstellt. Deshalb können Nüsse aber nicht verteufelt werden. Allergien und Unverträglichkeiten sind individuell zu betrachten. Einzelne Produkte können nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Eine Verallgemeinerung führt nicht zu korrekten Ergebnissen. Auch aus diesem Grund arbeiten Hersteller und Entwickler ständig an Alternativen und verbessern durch passende Kompositionen die allgemeine Verträglichkeit. Für die Gewissheit, was man zu sich nimmt, gibt es die INCI-Liste und die Möglichkeit Produkte zu testen, zu probieren und zu schauen, ob es das passende Produkt ist. 

Zurück zu den Sulfattensiden. Bereits in den Jahren ab 1990 nahm das Image dieser Tenside Schaden. Als die ersten Missverständnisse über die Sicherheit von Natriumlaurylsulfat aufkamen, ging es mit dem Ruf der Problemlöser bergab. Wissenschaftliche Arbeiten wurden missinterpretiert und Informationen wurden verbreitet, deren Aussagen keinerlei wissenschaftliche Beweise vorlegen konnten. Einen guten Überblick und passende Schlussfolgerungen gibt es nachzulesen unter „Human and Environmental Toxicity of Sodium Lauryl Sulfate (SLS): Evidence for Safe Use in Household Cleaning Products” in der “The National Center for Biotechnology Information.”

Know-how der BASF

Durch den immer schlechter werdenden Ruf begann die Suche nach Alternativen und anderen Lösungen. Shampoo sollte und soll auch ohne SLS und SLES reinigen und wenn möglich schäumen. Die ersten Produkte ohne Sulfattenside kamen vor etwa 20 Jahren auf den Markt. Zunächst in den USA, später dann auch in Europa. Damals kamen zudem Gerüchte auf, dass diese Tenside zu trockenem und brüchigem Haar führen. 

Seitdem hat sich ihr Ansehen drastisch verschlechtert, da sie als scharfe, reizende und giftige Tenside wahrgenommen werden. Heutzutage gibt es diesen Trend immer noch. Er sitzt fest und bräuchte ein gutes Tensid als Problemlöser.

Es wäre im Prinzip gar kein Problem. Sulfathaltige Produkte und Sulfatfreie Produkte können ganz gut nebeneinander existieren. Wenn Öl und Wasser zusammen auftreten können, dann können es verschiedene Trends und Vorstellungen ganz sicher auch.

Genau hier kommt das Know-how der BASF ins Spiel: Oft ist „über den Tellerrand schauen“ gefragt. Unsere Forscher/innen und Experten/innen analysieren ständig Trends und Verbraucherwünsche. Sie sind führend bei der Entwicklung neuer Formulierungen und unterstützen Hersteller in allen Fragen der Anwendungstechnik. Und wenn SLS für den einen zu „scharf“ ist, dann schafft es eine neue Komposition, eine neue Zusammenstellung verschiedener Sulfate und Tenside, für die nötige Milde zu sorgen. 

Unsere Konzepte machen keine Kompromisse bei der Qualität der Kosmetika – weder bei der Sicherheit noch bei der Wirksamkeit und auch nicht beim Haut- und Haargefühl während und nach der Anwendung.