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Die Welt der Sulfate

Sulfate und Gesundheit: Gibt es da ein Problem?

Wenn wir über das Thema der Sulfate lesen, lesen wir immer wieder, dass die Gesundheit geschädigt wird, wenn man Produkte mit Sulfaten verwendet. Aber stimmt das auch? Ist das schön schäumende Shampoo giftig für uns?

Sind Sulfate zu „scharf“ für die Haare? Diese Frage kursiert in vielen Blogs und Foren. Besonders wenn über SLS, also Natriumlaurylsulfat, berichtet wird, dann kommt die Sprache darauf, dass SLS scharf und harsch ist und das SLS für Irritationen bei Haut und Kopfhaut sorgen kann. Deshalb ist der Ruf auch nicht der beste. Wenn man SLS für sich allein betrachtet, es in hoher Konzentration und langer Anwendungsdauer in Gebrauch hat, dann ist es durchaus möglich, dass es zu diesen Irritationen kommen kann. Innerhalb der Gruppe von Sulfattensiden hat Natriumlaurylsulfat in der Tat ein vergleichsweise hohes Irritationspotential. Durch Anpassungen in der chemischen Struktur kann dieses Potential jedoch reduziert werden. So hat SLES ein deutlich niedrigeres Irritationspotential. Co-Tenside, die Verdünnung mit Wasser und ein geeigneter pH-Wert sorgen für die nötige Milde und setzen das Gesamtirritationspotential herab.

Unrealistisch im Namen der Verbrauchersicherheit 

Die Aussagen und Ergebnisse diverser Versuche beziehen sich jedoch auf, in diesem Fall, SLS allein, also pur getestet. Realistisch ist dies nicht, da sich kein Mensch reines SLS auf den Kopf oder in die Augen schmiert. Sogenannte Patch-Tests haben sich in Wissenschaft und Industrie etabliert, um das Hautirritationspotential von Substanzen zu vergleichen und zu klassifizieren.

Dabei wird auf ein bestimmtes Hautareal ein Produkt, je nach Anwendungsart verdünnt oder unverdünnt, aufgetragen und über Stunden oder Tage auf der Haut belassen. Ähnlich zum Allergietest beim Hausarzt. Entsprechend der beobachteten Reaktion, wie z.B. Hautrötung, wird das Irritationspotential der Substanz für einen Anwendungszweck (z. B. rinse-off) abgeschätzt. Für SLS zum Beispiel: Hautirritierend ab einer bestimmten Konzentration.

Auf Herz und Nieren geprüft

Testmethoden für kosmetische Inhaltsstoffe. Bevor die Produkte im Ladenregal landen, durchlaufen sie eine ganze Reihe von Tests.

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Jedem muss klar sein, dass das Testen einer puren Substanz zu anderen Einschätzungen führen kann als das einer unverdünnten Substanz, z.B. ein Schaumbad in der vollen Badewanne. Für den Versuchsaufbau eine wichtige Erkenntnis, die es zu beachten gilt.

Die abspülbaren Reinigungsprodukte, Shampoo und Duschgel als Beispiele, verbleiben nur sehr kurze Zeit auf dem Körper und werden zudem noch mit Wasser abgespült. Lange Kontaktzeiten sind ausgeschlossen. Dennoch ist solch eine Versuchsanordnung sinnvoll, um erste Einschätzungen zu möglicherweise irritierend wirkenden Stoffen zu bekommen oder Substanzen bzgl. ihrer Eigenschaften zu vergleichen. Man will wissen, was ein Inhaltsstoff oder Produkt bewirken könnte, würde er allein auf die Menschheit losgelassen. Sein Gefahrenpotential will gekannt sein. Deshalb solche Versuche. 

Thema: Reiz

Es gibt auch andere Tests, die verwendet werden können. So gibt es z.B. Tests mit Haut- oder Augenmodellen und Anwendungstests.  Wichtig ist, dass der Test geeignet ist, relevante Aussagen machen zu können. So wie hier zum Hautirritationspotential. Das Zusammenspiel von SLS und auch anderen Sulfattensiden mit anderen Inhaltsstoffen ist zusätzlich wichtig. Auch Haut und Haare haben Einfluss. Hersteller achten genau auf solche Wirkungen und schaffen es, aus einem harsch wirkenden SLS, eine milde, dennoch schäumende Reinigungslösung für Kosmetikprodukte zu kreieren. 

Um es noch mal deutlich zu sagen: Ja, SLS selbst ist hautirritierend, ein Shampoo, das SLS enthält, richtig formuliert ist und nach Anwendung abgespült wird, ist es nicht.

Die Tränen von früher gehören durch die milden Shampoos zur Vergangenheit.
Die Tränen von früher gehören durch die milden Shampoos zur Vergangenheit.

Beim Thema Reiz sind wir schnell bei den Augen angelangt. Hier lohnt sich ein Blick in die Anfänge des flüssigen Haarshampoos. Was haben die Augen früher gebrannt und getränt. Ein wenig Wasser reichte, da waren die Reizungen auch schon wieder weg. Aber mal ehrlich: Schön war das nicht. Heute sind die Formulierungen ganz anders, auch die eingesetzten Konzentrationen haben sich zugunsten der Milde und Verträglichkeit verändert.

Aufgrund dieser Kenntnisse können Sulfate sogar in milden Babyshampoos eingesetzt werden, ohne dass die kleinen weinen müssen. Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Berichte über schwere Augenschäden bei Nutzung eines Shampoos stützen.

Menschen sind unterschiedlich

Ja, in hohen Konzentrationen verursachen Sulfattenside Augenschäden, in Shampoos und ähnlichen Produkten, wie sie im Supermarkt oder in der Drogerie erhältlich sind, jedoch nicht.

Nichtsdestotrotz ist es möglich, dass Verbraucher und Verbraucherinnen ein bestimmtes Produkt nicht vertragen. Menschen sind unterschiedlich. Allergien und generelle gesundheitliche Beeinträchtigungen können zu Problemen führen, die es eigentlich nicht geben sollte. An dieser Stelle können wir einen kleinen Abstecher in die Welt der Lebensmittel machen. Äpfel, Nüsse, Gewürze, Milch, Fisch – die meisten von uns lieben die Beispiele, genießen deren Verkostung. Gehören Sie jedoch zu den Lebensmittelallergiker/innen, werden Sie einen weiten Bogen um diese Nahrungsmittel machen. Man kann nicht immer alles ausschließen, man darf aber auch nicht immer alles nur schwarz oder weiß betrachten. 

Die schwerwiegendsten Behauptungen, der sich die Sulfattenside stellen müssen, sind die, dass sie giftig, endokrinschädlich und krebserregend seien.

Giftig und endokrinschädlich, da sie sich im Körper anreichern und schwere Organschäden verursachen würden. Diese Behauptung ist durch keine seriöse Studie belegt. Wenn wir ein Produkt auf der Haut verwenden, wie z. B. ein Duschgel oder ein Shampoo, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sulfattenside in unseren Körper gelangen, sehr gering. Auch die Penetration durch Hautkontakt ist sehr gering.

Verwendung gilt als sicher

Sulfattenside können zwar durch orale Aufnahme in den Körper gelangen, z.B. durch Zahnpasta, aber nur in nicht schädlichen Mengen. Außerdem reichern sich die Spuren von Sulfattensiden, die wir oral aufnehmen, nicht im Körper und in den Organen an. Sie werden schnell in andere Moleküle zersetzt und umgewandelt und über den Urin oder Stuhlgang ausgeschieden.

Auch Zahnpasta kann Sulfattenside enthalten. Sie reichern sich aber nicht im Körper an.
Auch Zahnpasta kann Sulfattenside enthalten. Sie reichern sich aber nicht im Körper an.

Das Cosmetic Ingredient Review (CIR) Expert Panel ist zu der Beurteilung gekommen, dass die Verwendung wie in kosmetischen Produkten üblich als sicher gilt. Zudem stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC - Link zum IARC) Sulfattenside nicht als krebserregend ein. Diese Behauptungen sind durch fehlerhafte Interpretationen wissenschaftlicher Studien entstanden. Bei einigen Krebsstudien wurde SLS als Trägersubstanz verwendet oder als Lösungsvermittler. Es wurde dabei nicht als möglicher Verursacher von Krebs betrachtet oder untersucht. 

Auch wenn wir es an anderer Stelle bereits erwähnt haben: Bei dem einen oder anderen Kosmetikprodukt kann es durchaus vorkommen, dass Sie einen Inhaltsstoff finden, den Sie eigentlich als brennbar oder gefährlich eingestuft hätten. Alle Stoffe sind in einer Menge und Dosierung im Produkt verarbeitet, die keine Gefährdung der Gesundheit zur Folge haben. Auch dies wird kontrolliert und in den Gesetzen reguliert. Sulfattenside werden seit mehr als 80 Jahren sicher in Kosmetika verwendet. Sie haben bewiesen, was sie können und dass sie sicher sind. Lassen Sie sie schäumen und reinigen. Das machen Sulfattenside nämlich verdammt gut.