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Haarpflege & Co.

Feste Produkte sind gefragt

Wasser spielt in kosmetischen Produkten und deren Herstellung eine wichtige Rolle. Aber was passiert, wenn man Wasser nun zum Nebendarsteller degradiert und den Anteil im Endprodukt reduziert, bzw. ganz weglässt? Aus kosmetischen Flüssigprodukten werden feste Produkte, sogenannte Bars. Ganz neu ist dieser Trend nicht.

Trends kommen und gehen, ganz egal welchen Part des Lebens wir betrachten. Schauen wir uns die Musik an. Hits haben ihre Zeit, verschwinden, um Jahre und Jahrzehnte später wieder die Charts zu stürmen. Mal in der ursprünglichen Version, mal als Coverversion. Werfen wir einen Blick in die Modewelt. Schlaghosen erst hip, dann verpönt und lange Zeit später feierten sie ein Revival. 

So ähnlich sieht es auch in der Welt der Kosmetik und der Hautpflege aus. Inhaltsstoffe feiern ein Comeback. Natürlichkeit kommt zurück. Und mit festen und flüssigen Produkten ist es nun auch so. 

Beispiel Reinigung der Haare 

Früher wurden „Haarpflegeprodukte“ in Küchen, bzw. Kochstellen, nach Rezept gekocht und zusammengerührt. Irgendwann nahm Seife am Stück dann einen begehrten Platz zur Haarwäsche ein. Damals hat mit der weitverbreiteten Kernseife ein festes Produkt ihren Dienst getan. Sie löste Schmutz, Fett, Staub und Öle vom Haupt, sorgte für saubere Haare und entfernte unangenehme Gerüche. Schön waren die Haare nach der „Behandlung“ jedoch nicht. Mitverantwortlich waren Kalkablagerungen, die den Haaren schwer zu schaffen machten. Der alkalische pH-Wert der Seife tat sein Übriges. Abhilfe: Viel Bürsten und, wer es sich leisten konnte, spülte sein Haar mit sauren Essenzen nach. Diese Vorgehensweise ist übrigens auch für die heutigen Haarseifen noch teilweise zu beachten.

1903 eroberte dann das Shampoo aus der Tüte den Markt. Dieses neue Pulver wurde lediglich in Wasser aufgelöst und dann auf das Haar aufgetragen. Fertig war die erste „All In – Waschlösung“ für Haare. 1927 folgte dann das erste flüssige Haarshampoo. Besonders die Leistungsmerkmale dieser damals neuen, flüssigen, Produkte waren bahnbrechend.

Inhaltsstoffe und die pflegenden Wirkungen waren wirkliche Innovationen. Im Gegensatz zu den klassischen alkalischen Seifen war man bei den Flüssigseifen auf Sulfatbasis in der Lage, den leicht sauren pH-Wert der Haut zu treffen, ohne Reinigungsleistung einzubüßen. Der Begriff pH-hautneutral rückte in den Fokus und hat bis heute nichts von seiner Bedeutsamkeit verloren.

Heutige Anforderungen 

„Nur“ sauber machen reicht nicht mehr aus. Es gilt unter anderem: 

  • Erfüllung des Leistungsprofils: Erfüllen, was das Shampoo verspricht
  • Gute Hautverträglichkeit
  • Ansprechende Textur und Aussehen
  • Optimale sensorische Eigenschaften
  • Stabilität der Formulierung
  • Angenehmer Geruch
  • Umweltverträglichkeit
  • Sicherheit bzw. toxikologische Unbedenklichkeit

Nun kommen die festen Produkte wieder zurück. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Produkten, die neben ihrer flüssigen Variante auch eine feste Variante im Portfolio haben. Seifen sind inbegriffen. Beispiele, was in den Regalen mittlerweile zu finden ist:

  • Festes Haarshampoo
  • Haarseifen
  • Festes Duschgel
  • Festes Deo
  • Feste Bodylotion
  • Fester Make-up Entferner
  • Zahnpasta in Tablettenform
  • Rasierseife

Die Gründe, warum fest nun wieder in ist, sind vielfältig, haben aber gar nicht so sehr mit gesteigerter Performance als vielmehr mit geänderten Wünschen und Bedürfnissen zu tun. Verbraucher sind in den letzten Jahren nicht nur umweltbewusster geworden, sie setzen sich auch viel intensiver mit Themen auseinander. Im Bereich der Kosmetik bedeutet dies, dass Inhaltsstoffe hinterfragt werden, Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen ein Kaufkriterium darstellen und neben den eigenen Bedürfnissen, Natur und Umwelt stärker in den Fokus rücken. Und Hersteller müssen schauen, wie Produkte möglichst kosteneffizient auf den Markt gebracht werden können.

Wasser ist ein Hauptdarsteller 

Womit wir beim Thema Wasser sind. Schon unsere Vorfahren wussten: Mit Wasser allein ist es nicht getan. Um dem Haar zu seiner Strahlkraft zu verhelfen, mussten Zusätze und Inhaltsstoffe gefunden werden, mit denen das Haar gepflegt, gesäubert und gestylt werden konnte. Und doch ist Wasser mengenmäßig der größte Bestandteil in einem flüssigen Shampoo. In ihm sind alle anderen Inhaltsstoffe gelöst, um schließlich die gewünschten Leistungen zu erbringen. 

Hier kommt der entscheidende Punkt: Wasser hat in der chemischen Produktion eine elementare Bedeutung inne. Egal ob als Kühl-, Löse- und Reinigungsmittel, zur Herstellung von Produkten oder zum Transport der Waren: Wasser fließt immer mit. Im Bereich der Körperpflege manchmal sogar mehr als man vermuten würde. Viele auf dem Markt erhältliche Shampoos enthalten über 85% Wasser. Das gilt auch für manche Hautpflegeprodukte.

Definition „kosmetisches Mittel“ 

Stoffe oder Gemische, die dazu bestimmt sind, äußerlich mit den Teilen des menschlichen Körpers (Haut, Behaarungssystem, Nägel, Lippen und äußere intime Regionen) oder mit den Zähnen und den Schleimhäuten der Mundhöhle in Berührung zu kommen, und zwar zu dem ausschließlichen oder überwiegenden Zweck, diese zu reinigen, zu parfümieren, ihr Aussehen zu verändern, sie zu schützen, sie in gutem Zustand zu halten oder den Körpergeruch zu beeinflussen

Nachhaltigkeit 

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Nur wenn jeder Einzelne aktiv wird, kann dieses Ziel erreicht werden.“ - QUELLE: BUNDESTAG.DE

Dieser hohe Wasseranteil fällt bei festen Produkten nun zu einem Großteil weg. Sie enthalten wenig bis kein Wasser, müssen aufgrund ihrer konzentrierteren Formulierung aber nicht auf die nötigen Inhalts- und Pflegestoffe verzichten. Hingegen braucht es im Gegensatz zu den flüssigen Varianten keine Zugabe von Konservierungsstoffen. Das fehlende Wasser entzieht Pilzen, Hefen und Bakterien ihren „Lebensraum“, denn diese können sich ohne Wasser nicht vermehren. Das Produkt kann somit nicht „befallen“ werden. 

Verpackungsmüll stark reduziert 

Hier kommen wir dann auch schnell zu den zahlreichen Vorteilen der festen Shampoos, Duschgele & Co. Da sie konzentriert sind, können sie effizienter verwendet werden und verbrauchen sich nicht so schnell. Die sogenannten Bars sind reisefähig und können mit ins Reise- bzw. Handgepäck im Flugzeug. Und mit Blick auf die Umwelt: Es ist nicht nur die reduzierte Menge Wasser in den Produkten selbst. Auch Produktion, Verpackung, Gewicht und Volumen profitieren davon. Beim Transport wird weniger Energie verbraucht und damit der CO2-Fußabdruck verringert. 

Zur Gesamtbetrachtung des CO2-Fußabdrucks eines Produktes gehört auch ein Faktor, den die Hersteller und Produzenten nicht in der eigenen Hand haben: Das Verhalten der Konsumenten. Denn der Wasserverbrauch unter der Dusche und die eingestellte Wassertemperatur haben einen erheblichen Einfluss auf die Umweltbeurteilung eines Produktes. 

Viele dieser festen Produkte können mit einer stark reduzierten Verpackung verkauft werden. Oft aus Papier, Pappe oder recycelten Materialien. Plastikflaschen können vermieden werden. Trotzdem wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass die bekannten Verpackungen nicht nur willkürlich Müll produzieren, sondern ihre Daseinsberechtigung haben. So schützen lichtundurchlässige Flaschen das Produkt vor UV-Licht und somit möglichen Farb- und Leistungsveränderungen. Auch für den Schutz vor Verunreinigung und die Einhaltung der nötigen Hygiene spielen die bekannten Flaschen/Verpackungen eine wichtige Rolle.

Wenn wir feste Cremes oder Bodybutter einmal betrachten, dann gibt es durchaus auch das eine oder andere Problem, das Verbraucher beachten sollten. Gerade im Sommer können diese Produkte schon einmal der Hitze zum Opfer fallen und schmelzen bevor sie angewendet werden. Das kann in Flaschen verpackt natürlich nicht passieren, bzw. hat keine Auswirkungen auf die Anwendung. Zudem kann es vorkommen, dass die Körpertemperatur evtl. nicht ausreicht, um das Produkt ausreichend geschmeidig werden zu lassen, um es ohne Rückstände aufzutragen. Auch hier scheinen flüssige Lösungen im Vorteil zu sein. 

Neben all den Pluspunkten für die Umwelt kommt auch der Konsument mit diesen neuen Produktlösungen auf seine Kosten. Aber eines bleibt: Haut- und Haarpflege sind individuell und sollen guttun. Tun Sie sich etwas Gutes – gleich ob es fest oder flüssig ist.

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